Internet zu langsam – was tun?

Das YouTube-Video bleibt immer wieder hängen, die Netflix Serie wird ständig von einem lästigen Ladekreis unterbrochen und das Spiel gerät permanent ins Stocken. Es gibt kaum etwas Nervigeres als eine zu langsame Internetverbindung. Doch worin liegt der Ursprung und mit welchen einfachen Tricks gelingt es, die Datenübertragung zu beschleunigen. Ganz egal ob Kabel, Vodafone, O2 oder DSL. Wir stellen unkomplizierte Möglichkeiten vor, wie das Internet wieder schneller wird.

Der Speedtest

Schnelles Internet ist nicht nur für die Unterhaltung wichtig. Gerade jetzt, wo viele Menschen von Zuhause aus arbeiten und Homeoffice immer wuchtiger wird, ist schnelles Internet einfach wichtig. Wenn dann gleichzeitig auch noch sämtliche Endgeräte von Familienmitgliedern angeschlossen sind, kann das schon einmal zu einer langsamen Festnetzanbindung führen. Ob das tatsächlich der Fall ist, kann recht leicht mit Tools wie dem Microsoft Network Speed Test oder dem Ookla Speedtest herausgefunden werden.

Damit der Test auch brauchbare Daten liefert, müssen zuvor einige Vorkehrungen getroffen werden. Der Laptop sollte auf dem neusten technischen Stand sein und nicht über eine Funk-Abbindung an das Internet gebunden, sondern mit einem stabilen LAN-Kabel angeschlossen sein. Während der Messung sollten auch keine weiteren Aktivitäten laufen, etwa Downloads.

Das lokale Netzwerk überprüfen

Mit Software-Werkzeugen wie etwa Iperf oder dem Tutosoft LAN Speed Test können die Datenraten innerhalb des eigenen Heimnetzwerkes analysiert werden. Wenn der Durchsatz der Daten zu gering ist, sollte Verkabelung und Aufbau überprüft werden. Etwa hinsichtlich abgenickter Kabel oder Anschlusskontakte. Bei verdächtigen Komponenten kann mit einem längeren Kabel überbrückt werden und gemessen werden, ob ein Unterschied besteht. Kommt es besonders bei großen Übertragungsstecken zu Problemen, empfehlen Experten, geschirmte LAN-Kabel ab einer Kategorie von Cat5/5e.

Störquellen könnten zudem veraltete Netzwerkkarten oder Treiber sein. Die Treiber können über die Webseite des Herstellers auf den neusten Stand gebracht werden. Zudem sollte getestet werden, ob etwa der Energiesparmodus des Routers zu Problemen führt. Bei der Fritz!Box lässt sich unter den Einstellungen (Heimnetz/Netzwerk/Netzwerkeinstellung) die maximale Datenrate bei den entsprechenden Anschlüssen im Power Modus aktivieren.

Ausreizen der Priorisierung

Wer bei Engpässen des Internets wie viel Leistung abbekommt ist im Router über die Priorisierung geregelt. Zugeordnet werden dann Verwendungen wie Videostreaming oder Online-Spiele. So kann etwa eingestellt werden, dass die Firmenanbindung des PCS vor der Spielkonsole des Sohnes Vorrang hat. Entsprechend dieser Einstellungen können Router dann Anwendungen und Endgeräten mehr Internetkapazität zuteilen. Zu den Einstellungen gelangen Sie in der Oberfläche der Fritz!Box unter Internet/Filter/Priorisierung.

Die WLAN-Anbindung checken

Mit bestimmten Analyse-Werkzeugen kann ermittelt werden, ob das Funknetz tatsächlich für die Internet-Beeinträchtigung verantwortlich oder wie hoch die WLAN-Datenrate ist. Desktop-Anwendungen wie etwa NetSpot oder WiFiInfoView erzeugen in einer Tabelle alle erreichbaren WLANs auf und geben Hinweise zu der jeweiligen Signalstärke, der Funkkanäle und der Frequenzbänder. Liegt dabei der Pegel über -50 dBm bewegt sich die Qualität im grünen Bereich. Liegt der Wert aber unter -70 dBM bedeutete das, dass die Verbindungsqualität leidet.

Abhängig sind die Messwerte auch vom Standort, dem Testzeitpunkt und dem unterstützenden WLAN-Standards des Endgeräts. Wenn Sie ein noch umfassenderes Bild der WLAN-Qualität haben möchten, lohnen sich Software-Tools wie etwa Ekahau HeatMapper oder WiFi-Heatmap für Android. Dabei wird der Grundriss der Wohnung hochgeladen und an verschiedenen Standorten des Zuhauses gemessen. Daraus erstellt das Programm dann eine WLAN-Karte Verschiedene Farben zeigen an, wie hoch der erreichte Pegel an welchen Orten ist.

Verbesserung der Netzabdeckung

Im Router befindet sich ein WLAN-Access-Point. Er läuft erst dann zu Hochformen auf, wenn er sich in einem unverbauten, zentralen und höher angesiedelten Standort befindet. Hindernisse aus Wasser, Metall oder Beton lassen die Signalstärke sinken. Auch direkt an den Anschlüssen des Routers betriebene Endgeräte können das Signal und die Funkverbindung stören. Der Router muss also bestmöglich positioniert werden und dabei mit vertikaler und horizontaler Aufstellung experimentiert werden.

Auch hinsichtlich der Antennenausrichtung muss getestet werden, ob das Signal so besser ist. Gelingt das nicht, müssen die anspruchsvollen Internetdienste, wie Smart-TV, mit einer Ethernet-Verbindung mit dem Router verkabelt werden.

Das Kanalmanagement

Datenrate und Funkleistung nehmen ab, je weiter der Access-Point im Router vom Gerät entfernt ist. Wenn die Übertragungsgeschwindigkeit sinkt, stellen Sie zunächst sicher, dass der Router mit der maximalen Leistung funkt und die Energiespareinstellung nicht aktiv sind. Dann überprüfen Sie, ob die Steuerzentrale alle WLAN-Standards verfügbar hat, sodass alle Endgeräte perfekt versorgt werden können.

Insbesondere junge WLAN-Modelle wie 802.11n bringen höhere Datenraten mit. Weil sich etwa in Mehrfamilienhäuser häufig die Netzwerkumgebung verändert, raten Experten dazu, einen leistungsfähigen, störarmen Funkkanal dem Router zu überlassen. Wenn die Automatik offensichtlich nicht die beste Entscheidung wählt, kann manuell nachjustiert werden und ein geeigneter freier Kanal ausgewählt werden.

Festnetzersatz: Mobilfunk als Fallback-Lösung

Geht für eine gewisse Zeit gar nichts mehr, kann das Smartphone Abhilfe schaffen. Dafür kann das Smartphone einen WLAN-Hotspot erzeigen oder aber das Phone wird mittels USB-Tethering als Modem hergenommen. So sind die E-Mail-Kommunikation und das Surfen am Laptop und CO weiterhin per Funk möglich. Ein Hotspot wird am eigenen Android-Smartphone so eingerichtet: Sie aktivieren in den Einstellungen die Option WLAN-Hotspot.

Zu finden ist dies unter Einstellungen/Netzwerk & Internet/Hotspot und Tethering. Festlegen müssen Sie dafür einen Netzwerknamen und ein Passwort des einzurichtenden Hotspots. Als Verschlüsselungsmethode sollte WPA2 eingestellt sein. Bei den gewünschten Endgeräten stellen Sie s WLAN-Verbindung dann einen mobilen Hotspot ein. Unter Windows 10 ist diese Einstellung in der Taskleiste über den Info-Center abrufbar. Hier müssen Sie nur noch die SSID des mobilen Hotspots suchen und das vergebene Passwort eingeben.

Einfordern der Datenraten

Wenn alle eingeleiteten Maßnahmen keinen Erfolg bringen, wäre es möglich, dass der Anbieter nicht die vertraglich vereinbarten Leistungen sicherstellt. Ein besonderes Messverfahren der Bundesnetzagentur kann darüber Aufschluss geben. Auf breitbandmessung.de kann die Desktop-Anwendung heruntergeladen werden. Eine detaillierte Anleitung zur Messungsdurchführung ist ebenfalls hinterlegt. Die Zeitabstände zwischen den Messungen und auch die Anzahl schreibt die Bundesnetzagentur genau vor.

Am Ende vergleichen Sie die Messergebnisse mit den gebuchten Internettarifen. Ob die Resultate passen, kann anhand bestimmter Kriterien, die unter dem Messprotokoll aufgelistet sind, überprüft werden. Wenn die vertraglich vereinbarten Geschwindigkeiten an zwei oder auch mehreren Tagen unterschritten werden ist das nicht der Fall.

Dank dieser Grundlage ist es einfacher möglich den Provider aufzufordern, Nachbesserungen vorzunehmen. Ist auch das erfolglos, bleibt leider nur ein vorzeitiger Wechsel zu einem anderen Internetanbieter.

Titelbild © Kerdkanno – PantherMedia